Faul oder Missverständnis? Wenn der Besuch der Schwiegermutter zum emotionalen Albtraum wird
Du bist wirklich faul! So empfängt man Gäste? Der Besuch meiner Schwiegermutter artete in einen emotionalen Albtraum aus.
Schon als kleines Mädchen lernte ich eine einfache Regel: Ein Gast soll mit Respekt und Herzlichkeit empfangen werden. Meine Mutter kochte leidenschaftlich gern, und jeder Besuch von Freunden oder Familie wurde zum Fest. Meine Schwester und ich halfen in der Küche, mein Vater machte sauber alles wurde gemeinsam und mit Liebe erledigt. Diese Atmosphäre aus Gemütlichkeit, köstlichen Düften und fröhlichem Gelächter prägte meine Kindheit. Ich träumte davon, genau dieses Gefühl eines Tages in meinem eigenen Zuhause zu schaffen. Doch das Leben hat manchmal andere Pläne.
Als ich Dirk heiratete, beschlossen wir, unsere Lieben einzuladen meine Familie und seine. Die Idee gefiel mir, denn sie erinnerte mich an mein Elternhaus. Unser Zuhause wurde schnell ein Ort für gemütliche Treffen, lange Gespräche und gesellige Abende. Doch dann kam sie. Dirks Mutter. Eine energische, strenge Frau mit einem scharfen Tonfall. Nach außen hin freundlich, doch hinter ihrem Charme verbarg sich beißender Spott, der schwer zu ertragen war.
Anfangs gab ich mir alle Mühe. Bei ihren Besuchen putzte ich, bis alles blitzte, kochte aufwendige Gerichte, wollte beeindrucken. Doch meine Schwiegermutter schien entschlossen, von Anfang an zu meckern. Beim ersten Mal warf sie nur einen Blick auf den gedeckten Tisch und schnalzte mit der Zunge:
Das ist alles, was du auf die Reihe bekommst? So wenig Fantasie? Da hätte ich zu Hause besser gegessen.
Mir schnürte sich das Herz zusammen ich hatte meine ganze Liebe in dieses Essen gesteckt. Doch ich schwieg, erzogen, wie ich war. Beim nächsten Mal wollte ich es besser machen. Dann kam Dirks Geburtstag. Stundenlang hatte ich gekocht, raffinierte Rezepte ausprobiert, ein Festmahl gezaubert. Der Tisch bog sich unter den Speisen. Vielleicht würde sie diesmal etwas Nettes sagen?
Doch kaum betrat sie die Küche, versteinerte ihr Gesicht. Sie setzte sich nicht einmal hin, sondern musterte jedes Gericht, roch daran und warf mir hin:
Himmel, das soll ein Festessen sein? Alles versalzen, die Tarte trocken, die Salate fade. Kannst du überhaupt kochen?
Ich hielt es nicht aus. Ich flüchtete ins Schlafzimmer und weinte leise in mein Kissen. Die Worte meiner Mutter hallten nach: Du bist eine perfekte Hausfrau, du schaffst das. Ja, nur nicht vor meiner Schwiegermutter. Sie fuhr fort:
Ich bringe dir Kochen bei. Komm zu mir, dann siehst du, wie eine richtige Tafel aussieht. Das hier ist eine Schande. Dirk hat wirklich kein Glück mit dir gehabt.
Ich wollte ihr alles sagen, ihr erklären, wie anstrengend jedes Fest war, wie sehr ich mich bemühte, eine gute Ehefrau zu sein, ohne zu jammern, ohne Dirk Vorwürfe zu machen, selbst wenn ich erschöpft war. Doch ich schwieg. Und Dirk? Er sagte auch nichts, als ginge es ihn nichts an. Erst nachdem die Gäste gegangen waren, kam er zu mir und flüsterte:
Tut mir leid. Ich lade sie nicht mehr ein. Das war zu viel.
Ich nickte schweigend. Am meisten verletzte mich nicht die Kritik meiner Schwiegermutter daran hatte ich mich fast gewöhnt. Es war Dirks Schweigen, seine Gleichgültigkeit, als wären meine Mühen unsichtbar, unwichtig. Da verstand ich: Es geht nicht um perfektes Essen oder eine makellose Tafel. Sondern darum, jemanden an der Seite zu haben, der zu dir hält selbst wenn es nur Nudeln mit Butter gibt.